Freitag, 11. September 2009

Es ist vollbracht...


Nachdem wir noch zwei tollte Tage in Los Penitentes verbracht haben, machten wir uns am Samstag Nachmittag auf den Weg nach Mendoza. Dort verbrachten Michi und Harti ihre letzte Nacht auf der Südhalbkugel. Am Sonntag Morgen flogen sie erst von Mendoza nach Santiago de Chile, und dann weiter Richtung Europa.
Ich machte mich an diesem Vormittag erstmal auf die Suche nach einer billigen Unterkunft. Nachdem diese gefunden, und mein Gepäck sicher verstaut war, ging ich in die Innenstadt und besorgte ein paar Souvenirs für die Daheimgebliebenen und machte mich dann auf Richtung Busbahnhof, in der Hoffnung dort auf den Sohn vom Ruca-Potu-Hostel Eigentümer zu treffen, um entweder nochmals neue Hinweise zum Verbleib meiner Skiausrüstung zu bekommen oder vor meiner Abreise inneren Frieden durch die Anwendung körperlicher Gewalt – entgegen meiner Prinzipien – zu erlangen.
Doch so weit sollte es nicht kommen. Denn als ich den Sohn nach etlichen Streifzügen durch das Busterminal von Mendoza ausfindig machen konnte hatte mich dieser wohl sofort erkannt und eine Sekunde der Unaufmerksamkeit meinerseits genutzt um sich aus dem Staub zu machen. Nachdem eine halbe Stunde später die Mutter des Sohnes auftauchte und die Arbeit, die eigentlich der Sohn Tag für Tag erledigt (nämlich Touristen für das Hostel anzuwerben) war mir klar, dass der Sohn sich bewusst aus dem Staub gemacht hatte und bestimmt nicht wieder aufkreuzen würde.
So machte ich mich erstmal vom Acker und auf den Weg in die Innenstadt. Diesen Flair von Mendoza, der mich bei meinem ersten Besuch in der Stadt so begeistert hat konnte ich jedoch überhaupt nicht mehr genießen. Ganz im Gegenteil, der Verlust meiner Ski und meines ganzen Equipments war in meinen Gedanken allgegenwärtig. Und somit war mir schnell klar, dass ich mich entscheiden musste: Entweder ich wende mich Richtung Anden um nochmals Ski zu fahren, oder ich begebe mich nach Buenos Aires, um dort die letzten Tage meiner Reise zu verbringen. Das Wetter und der Schnee, aber vor allem meine schmerzenden Füße waren wichtige Faktoren bei meiner Entscheidung und somit war die Sache klar: Ich würde mir am nächsten Tag ein Busticket nach Buenos Aires kaufen.
Dieser Plan wurde auch in die Tat umgesetzt und so setzte ich mich am Montag Abend in den Bus und fuhr über Nacht nach Buenos Aires wo ich am Dienstag Vormittag ankam. Es muss noch gesagt werden, dass ich den Sohn auch bei meinem zweiten Besuch im Busterminal nicht mehr zu Gesicht bekam.
Ich stand am Busterminal Retiro, dem wohl wichtigsten Busterminal in ganz Argentinien, einfach so lange herum, bis ich angesprochen wurde und mir ein Hostel empfohlen wurde. Nachdem mit einigen Mühen mein Gepäck in einem Kleinwagen verstaut war, bekam ich zum Transfer zum Hostel auch noch eine kleine Stadtrundfahrt.
Nach einer Dusche brach ich auf die Stadt. Da jedoch Buenos Aires mit seinen 11,5 Millionen Einwohner für mich als Kind vom Dorfe einfach nur unvorstellbar groß ist, fiel es mir schwer mich in dieser endlosen Ansammlung von Häuserschluchten, in denen es nie richtig hell wird, zu orientieren. Und so kam es auch, dass ich mich während meinem Aufenthalt in Buenos Aires zwei mal total verlief und nur durch Zufall wieder zum Hostel fand. Man muss dazu sagen, dass die meisten Hostels in Buenos Aires aus Sicherheitsgründen weder angeschrieben sind noch eine großes Türschild haben.
Nach einigen Tagen in Buenos Aires stand am Freitag Abend gegen 20:55 Uhr der Heimflug an. Schon ein Tag vorher buchte ich mir ein Shuttle-Service vom Hostel an den Internationalen Flughafen Ezeiza, der etwa 40 km außerhalb vom Stadtzentrum liegt. Das Shuttle kam auch wie vereinbart um 15 Uhr. Als der Fahrer jedoch meinen Skibag sah winkte er ab und machte mir verständlich, dass er mich nicht mitnehmen könnte. Das nächst Shuttle, das um 17Uhr fährt, würde mich allerdings als Ersten einsammeln und dann könne man meine Ski im noch leeren Transporter verstauen. Ich hockte mich also zurück in die Lobby des Hostels und schlug zwei Stunden tot. Und es kam wie es in Südamerika kommen musste: Fünf Minuten vor 17Uhr klingelt das Telefon und mir wurde mitgeteilt, dass bei diesem Shuttleservice prinzipiell keine Ski transportiert werden. Na Klasse! Gut, dass sie sich mit diesem Anruf zwei Stunden Zeit gelassen hatten. Es ist ja nicht so, dass in zwei Stunden der Check-In beendet wird und ich dann meinen Flug verpasst hätte. Und es ist ja auch nicht so, dass die Fahrt zum Flughafen im Feierabend-Verkehr mindestens eine Stunde braucht.
Langsam wurde ich nervös, denn viele Fehlschläge konnte ich mir nicht mehr leisten. Langsam stieg auch meine Nervosität kontinuierlich an.
Ich erinnerte mich noch daran, dass mir der Taxifahrer, der mich vom Retiro Busterminal zum Hostel gefahren hat, seine Telefonnummer gegeben hat und ich diese noch in der Tasche hatte. Da der Taxifahrer aber nur spanisch konnte, beauftragte ich die Dame von der Rezeption, ihn zu fragen ob er mich zum Flughafen bringen könne. Nach einigem Hin und Her stand fest, dass dies für 105 Peso (also 21 Euro möglich sei. Der Haken an der Sache: Der Taxifahrer könne nicht sofort kommen, aber spätestens in einer Stunde sei er hier. Ein normales Taxi, dass auch Skigepäck transportiert, kostet zum Flughafen etwa 120 Peso, wäre aber sofort verfügbar. Da ich aber nicht mehr all zu viele Peso hatte, entschied ich mich für den mir bereits bekannten Taxifahrer und hoffte auf seine Püktlichkeit. Also hockte ich mich wieder in das Hostel und wartete.
Doch irgendwann war ich es leid tatenlos rum zu sitzen und nur hoffen zu können, dass alles gut geht. Und so fasste ich einen Plan und packte kurzerhand mein ganzes Gepäck, zwängte mich durch die Eingangstüre und lief auf die Straße um nach einem Taxi zu suchen. Ein Taxi war auch nach wenigen Minuten gefunden, doch musste ich den Fahrer noch überzeugen, dass es kein Problem sei einen Skibag mit zwei paar Ski, einen großen Rucksack, einen mittelgroßern Rucksack und ein Paar Skischuhe in einem kleinen Taxi zu transportieren. Der Fahrer willigte aber irgendwann ein und fuhr mich an die Endstation vom Shuttleservice Manuel Tienda Leon. Dieser Shuttelservice, mit dem Max und ich schon bei unser Anreise gefahren sind, verkehrt halbstündig, zumindest bestand darin meine Hoffnung, zwischen Flughafen Ezeiza in die Innenstadt.
Dieser Plan ging dann auch auf. Und irgendwann, nach einer quälend langen Fahrt und endlos vielen Blicken auf die Uhr war ich dann, nur 55 Peso ärmer, rund 30 Minuten vor dem Ende des Check-ins am Flughafen.
Meine anderen Sorgen, wie zum Beispiel das Skigepäck, mein Handgepäck das viel zu viel war oder die ABS-Patronen im Gepäck, waren an diesem Nachmittag total in den Hintergrund getreten. Da ich jetzt allerdings doch noch rechtzeitig am Flughafen war waren auch diese Probleme wieder präsent. Es lief aber alles wie am Schnürchen. Keine Gebühren für Übergepäck, niemand kümmerte sich um die volle ABS Patrone in meinem Handgepäck, dass wohl auch 15 Kilo mehr wog als die erlaubten acht Kilogramm.
Eine gute Stunde später sackte ich glücklich in meinen Sitz im Flieger. Die letzten Minuten auf argentinischem Boden und die letzten Stunden meiner Reise in den Schnee am anderen Ende der Welt waren angebrochen…


Das Ende meiner Reise liegt also nun vor mir, und ich möchte diese Gelegenheit hier nützen, um mich zu bedanken. Ich möchte mich zum einen bei einigen Menschen bedanken, mit denen ich in Südamerika einige Tage verbringen konnte.
Da dazu gehören zum einen Max, der wohl größte Pechvogel, und die Schweizer Jonas, Michi und Balz mit denen ich eine wunderbare Zeit in Malarqüe verbracht habe.


Desweiteren sind das Ben und Peyten, die mir wohl an den schwierigsten und deprimierendsten Tage meiner Reise Kraft gaben, um diesen Alptraum durchzustehen und die mir nur wenige Stunden danach wieder ein Lächeln verpassen konnten.





Nicht zu vergessen Michi und Harti. Harti sieht man auf dem Bild übrigens auf einer Grünfläche vor dem Flughafen Santiago. Ich habe die Nacht im Auto verbracht. Harti zog die frische Luft vor.





Zu guter letzt möchte ich mich noch bei den folgenden Firmen von Herzen für ihre Unterstützung bedanken.









Hier noch einige Impressionen aus Buenos Aires







Sonntag, 6. September 2009

Los Penitentes

Nachdem wir also Donnerstag Abend unsere Sachen in Las Lenas zusammen gepackt und auf der Ladefläche unseres Pick-Ups verstaut haben, ging es wieder etwa 450km gen Norden, wo wir in der Nähe von Mendoza am nächsten Tag dem kleine Skigebiet Vallecitos einen Besuch abstatten wollten.

Die Fahrt auf der Ruta 40 war wieder so eintönig, aber auch wieder, oder wahrscheinlich genau deshalb, so beeindruckend und faszinieren. Man fährt stundenlang ohne Gegenverkehr gerade aus durch eine trockene und staubige Ebene, in der sich die Pflanzenwelt auf ein Minimum reduziert. Wenn jetzt noch die Sonne hinter den Anden untergeht und alles in einem wunderschönen rotem Abendlich erleuchten lässt, bleibt einem nicht viel anderes übrig als mit offenem Mund aus dem Fenster zu starren…

Schon lange nachdem sie sich die Dunkelheit langsam aber stetig wie ein Vorhang von Osten her über alles gelegt hat, biegen wir auf die kleine Straße ab die uns am nächsten Morgen nach Vallecitos bringen soll ab und suchen uns einen geschützten Platz, um es uns dann in unseren Schlafsäcken bequem zu machen. Harti wählte aus Angst vor Getier jeglicher Art das Dach als Schlafplatz, Michi und ich machten es uns auf der Ladefläche bequem.

Als wir dann am nächsten Morgen und endlich aus unseren warmen Schlafsäcken gequält haben und die Schotter-Serpentinen-Straße hinter uns gebracht hatten, mussten wir feststellen, dass der Liftbetrieb für diese Saison eingestellt wurde, aus Schneemangel. So sollte es also auch drei Wochen nach meinem Ersten Versuch nichts werden mit einer Erkundung dieses kleinen Skigebietes, dass vom Skiclub Mendoza geführt wird.


Da wir das schöne Wetter unbedingt nutzen wollten um Fotos machen, machten wir uns auch schon kurz darauf auf den Weg um nach Los Penitentes zu kommen, wo wir dann auch gegen 14Uhr das erste Mal im gemütlich-nostalgischem Doppelmayer-Sessellift saßen, der bei diesem sonnig warmen Wetter ein optimales Beförderungsmittel darstellte, da man sich in aller Ruhe die Bergwelt anschauen und den Anblick des Aconcagua, des mit fast 7000m höchstem Berg Amerikas, genießen konnte.

Nachdem wir als letzte vom Berg kommen, finden wir noch spontan eine Bleibe für die Nacht, und so müssen wir nicht zurück nach Upsallata fahren.





Am nächsten Morgen stehen wir gegen 9Uhr vor dem Lift, wir müssen uns allerdings in Geduld üben, da die Lifte offiziell erst um 10Uhr aufmachen, was dann bedeutet, dass sie gegen 10:15Uhr aufmachen. Da der Schnee nicht mehr all zu berauschend ist, können wir uns damit abfinden, aber schon allein der Gedanke, an einem Bluebird-Tag unten warten zu müssen bis der Lift irgendwann mal aufmacht, lässt uns verzweifeln. Heute halten wir uns im Gegensatz zu gestern im oberen Bereich des Gebietes auf.

Nachdem wir unser Tagwerk beendet haben, machen wir uns begeistert auf den Weg nach Mendoza. Unsere Begeisterung rührt daher, dass das Skigebiet Los Penitentes uns wirklich mit seinen vielen Möglichkeiten überrascht hat. Ich müsste mir echt das nächstemal überlegen, ob ich nach einer Schneefall-Periode nach Las Lenas gehe oder nach Los Penitentes…




Den Abend verbrachten wir wieder bei sommerlichen Temperaturen in Mendoza und feierten ganz gediegen den letzten Skitag für Harti und Michi, der am folgenden Tag auch noch Geburtstag hatte.

Am Sonntag Morgen flogen Michi und Harti erst von Mendoza zurück nach Santiago, und von dort an Weiter über Paris nach München.

Ich verbrachte den Tag in der Stadt, mir war aber schnell klar, dass ich es hier, da ich ständig an meine gestohlene Skisachen denken musste, nicht lange aushalten würde…



Auf den Bildern, die von Michael Neumann gemacht wurden, sind Harti (Marc Hartinger) und Gex (Georg Rathfelder) zusehen.